Was
ist das für ein Gewand das du da trägst?
Dieses
schwarze Gewand, das ich trage, wenn ich an buddhistischen Zeremonien
teilnehme, ist eine sogenannte „Zeremonienrobe“,
auf chinesisch „Haiqing“ (海青)
Soll
ich so etwas auch anziehen, wenn ich an Zeremonien teilnehme und wenn
ja, wo kann ich das kaufen?
Nein.
Dieses Gewand bekommen Schüler/innen im Rahmen ihrer
„Guiyi-Prüfung“.
Was
heisst „Guiyi-Prüfung“?
Mit
„Guiyi-Prüfung“ wird hier das bezeichnet, was im allgemeinen als
„Zufluchtnahme und Laien-Gelöbnis“ oder (für Zahlenliebhaber)
als „dreifache Zufluchtnahme und fünfteiliges Laien-Gelöbnis“
bezeichnet wird.
Gleichzeitig
wird man Schüler/in des Shaolin-Tempels und erhält einen
buddhistischen Namen.
Dies findet im Rahmen einer feierlichen Zeremonie statt.
Was
bedeutet „dreifache Zufluchtnahme“ und was bedeutet
„Laien-Gelöbnis“?
Als
„dreifache Zufluchtnahme“ bezeichnet man die Zufluchtnahme zu den
„drei Juwelen Buddha, Dharma und Sangha“ (auch „drei
Kostbarkeiten“ oder „drei Schätze“ genannt).
Im
Rahmen des „Laien-Gelöbnisses“ nimmt man die „Fünf Silas“
an. Das sind die ethischen Grundregeln des Buddhismus.
1.
Nicht töten
2.
Nicht stehlen
3.
Verantwortungsvoller Umgang mit der Sexualität
4.
Nicht lügen
5.
Kein Alkohol bzw. kein Konsum bewusstseinstrübender Substanzen
Ist
das so etwas wie ein Gelübde?
Im
Grunde genommen ja. Es gibt auch den Ausdruck Laien-Gelübde. Manchen
klingt der Begriff „Gelübde“ zu streng oder zu christlich
geprägt, deshalb ziehen sie den Begriff „Gelöbnis“ vor. Oder
eben das aus dem Chinesischen importierte „Guiyi-Prüfung“. Es
geht nicht um ein krampfhaftes, blindes Befolgen von Regeln,
sondern mehr darum, sich aufgrund persönlicher Einsicht in eine
gesunde Richtung zu bewegen. Der Buddhismus betont die
Eigenverantwortung des Menschen.
Bist
du jetzt eine Nonne?
Nein.
Deshalb heisst es Laien-Gelöbnis. Außerdem würde ich, wenn ich eine Nonne wäre, nicht die schwarze sondern die orange Robe tragen.
Und
kannst du das mit der „Dreifachen Zufluchtnahme“ noch einmal
erklären?
Natürlich...
Natürlich...
„Buddha“
bedeutet wörtlich „der Erwachte“. Es ist eigentlich kein Name,
sondern die Ehrenbezeichnung für einen Menschen, der volle
Verwirklichung, Erleuchtung, erlangt hat.
Oft,
und auch in diesem Kontext, wird damit Buddha Shakyamuni bezeichnet,
der Gründer des Buddhismus, der genau genommen Siddharta Gautama
hieß und vor ca 2500 Jahren in Nordindien (bzw. im Gebiet des
heutigen Nepal) lebte.
„Dharma“ ist ein sehr vielschichtiger Begriff. Vordergründig bedeutet er soviel wie „Lehre“ oder „Wissen“.
„Sangha“
heisst „Gemeinschaft“, hier bezieht sich der Begriff
auf die buddhistische Gemeinschaft, deren Teil man durch die
Zufluchtnahme wird.
Die
„Dreifache Zufluchtnahme“
bedeutet zuerst einmal, sich dem Buddhismus zuzuwenden,
von Buddha Shakyamuni und seinen Weisheitslehren zu profitieren und
Teil der buddhistischen Gemeinschaft zu werden.
Auf
einer tieferen Ebene wird „Zufluchtnahme“ zur „Zufluchtnahme zum eigenen Geist “ oder „Zufluchtnahme zum
eigenen Wesen“. Dies beruht auf der Überzeugung, dass die
„Buddha-Natur“ in uns bereits vorhanden ist und deshalb jeder
Mensch intuitiv in sich selbst Weisheit und Befreiung finden kann.
Der
bedeutende Chan-Meister Hui Neng, der im 7./8. Jahrhundert in China
lebte, bemerkte:
„Ich
empfehle euch, verehrte Zuhörer, euch zu den Drei Kostbarkeiten des
eigenen Wesens zu bekennen. Buddha, das ist Erleuchtung. Dharma, das
ist Wahrheit. Sangha, das ist Reinheit.“ (Schirner
Verlag, 2008, S. 109)
„Mit
dem eigenen Geist zum eigenen Wesen Zuflucht zu nehmen (zurückkehren)
bedeutet zum wahren Buddha Zuflucht zu nehmen.“ (Schirner
Verlag, 2008, S. 118)
„Den
Buddha-Weg erforschen bedeutet sich selbst erforschen.“ (Schirner
Verlag, 2008, S. 124)
„Die
Weisheit entsteht aus dem eigenen ursprünglichen Wesen und kommt
nicht von außerhalb.“ (Schirner
Verlag, 2008, S. 129)
Kannst
du mehr über Hui Neng erzählen?
Ja,
aber an anderer Stelle. Hui Neng ist ein Thema für sich.
Und
Buddha Shakyamuni hat dann den Buddhismus in den Shaolin-Tempel nach
China gebracht?
NEIN,
NEIN, NEIN!!! Das hat etwa 1000 Jahre später, also vor ca 1500
Jahren, der indische Mönch Bodhidharma (Chinesisch: „Damo“) getan.
Vor 2500 Jahren gab es außerdem noch keinen Shaolin-Tempel.
Kannst
du etwas über Bodhidharma erzählen?
Ja
gerne, aber nicht an dieser Stelle. Über ihn soll eine eigene Seite
entstehen.
Und
über Buddha Shakyamuni?
Ja,
gerne. Aber auch das ist ein zu großes Thema um es hier an dieser
Stelle abzuhandeln. Er soll hier in einer eigenen Seite gewürdigt werden.
OMITUOFO!
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