Dienstag, 12. Februar 2019

DIE ZWÖLF ÜBUNGEN DES SHAOLIN QI GONG (YI JIN JING)

In diesen beiden Videos zeigt der Shaolin Mönch und Großmeister Shi Yan Lang die Qi Gong Vorbereitungsübungen (Aufwärmen & Dehnen, Stehmeditation) sowie die zwölf Übungen des "Yi Jin Jing" wie sie im Songshan Shaolin Tempel in China überliefert wurden.

DIE VORBEREITUNGSÜBUNGEN:






DIE ZWÖLF ÜBUNGEN DES SHAOLIN QI GONG:





Die Ursprünge des Qi Gong gehen auf den indischen Mönche Bodhidharma zurück, der den Mahayana-Buddhismus nach China brachte. Er meditierte viele Jahre lang im Shaolin Tempel, bzw. in einer Höhle in unmittelbarer Nähe des Tempels und legte durch sein Wirken den Grundstein der Verschmelzung von indischer und chinesischer Spiritualität. Dadurch gilt der Shaolin Tempel als Ursprungsort des Chan, aus dem sich unter anderem der japanische Zen-Buddhismus entwickelt hat.

Körper und Geist bilden im Verständnis der Shaolin-Mönche eine Einheit. Qi Gong ist daher nicht einfach Gymnastik sondern kann als eine meditative Praxis verstanden werden.


Mittwoch, 9. Juli 2014

DAS GLEICHNIS VON DEN BLINDEN UND DEM ELEFANTEN


Die buddhistische Tradition hat uns ein Gleichnis überliefert, das in humorvoller Weise die Subjektivität menschlicher Wahrnehmung und Meinungsbildung illustriert. 

(...)

Einstmals, Ihr Mönche, lebte einmal hier in Sāvatthī ein König. Der befahl einem Mann: 'Geh, lieber Mann, und wo du in Sāvatthī von Geburt Blinde findest, da laß sie alle an einem Platz zusammenkommen.' 'Jawohl, Majestät', antwortete der Mann dem König gehorsam, versammelte alle Blindgeborenen von Sāvatthī, begab sich zum König und meldete: 'Alle von Geburt Blinden aus Sāvatthī sind versammelt.' - 'Gut, dann laß den Blinden einen Elefanten vorführen.' - 'Jawohl, Majestät', sprach der Mann zum König und ließ den Blinden einen Elefanten vorführen: 'Das, ihr Blinden, ist ein Elefant.' Einigen der Blindgeborenen führte er den Kopf des Elefanten vor: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen ein Ohr: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen einen Stoßzahn: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen den Rüssel: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen den Rumpf: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen einen Fuß: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen das Hinterteil: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen den Schwanz: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden', anderen die Schwanzquaste: 'Das ist ein Elefant, ihr Blinden.'
Nachdem der Mann den Blindgeborenen den Elefanten vorgeführt hatte, ging er zum König und sprach zu ihm: 'Majestät: ich habe den Blindgeborenen den Elefanten vorgeführt; tu, was dir nun recht ist' Da begab sich der König zu den Blinden und sprach zu ihnen: 'Ihr habt einen Elefanten erlebt, ihr Blinden?' - 'So ist es, Majestät. Wir haben einen Elefanten erlebt.' - 'Nun sagt mir, ihr Blinden: Was ist denn ein Elefant?' Da antworteten die Blindgeborenen, die den Kopf zu fassen bekommen hatten: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie ein Kessel'; die das Ohr zu fassen bekommen hatten, antworteten: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie ein Worfelkorb' [102]; die einen Stoßzahn zu fassen bekommen hatten, antworteten: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie der Stock eines Pfluges' [103]; ein anderer, der den Rüssel erwischt hatte, antwortete: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie ein Pflugbaum'; ein anderer, der an den Rumpf gekommen war, antwortete: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie eine Vorratstonne'; ein weiterer, der einen Fuß berührt hatte, antwortete: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie ein Pfosten'; der nächste, der das Hinterteil betastet hatte, antwortete: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie ein Mörser'; wieder einer, der an den Schwanz geraten war, antwortete: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie der Stößel'; ein anderer, der die Schwanzquaste angefaßt hatte, antwortete: 'Ein Elefant, Majestät, ist wie ein Besen.' Und so prügelten sie aufeinander mit den Fäusten ein: 'So ist ein Elefant, nicht so! - Nein, so ist ein Elefant nicht; so ist er', und der König hatte seinen Spaß. 

Auszug aus: Ud.VI.4. ANGEHÖRIGE VERSCHIEDENER SCHULEN (1)
Zur Gänze nachzulesen auf: http://www.palikanon.com/khuddaka/udana/ud_6.htm

[102] flacher Korb, mit dem man Getreide gegen den Wind hochwarf, damit Hülsen und Spelze weggeweht wurden (in der hiesigen Landwirtschaft nahm man dafür eine besondere Schaufel)
[103] Der Ausdruck "Pflugschar" paßt hier nicht: Es dürfte sich um einen hölzernen Pflug (Hakenpflug) gehandelt haben, der nicht Schollen wenden konnte, wie eine Pflugschar, sondern den Boden nur mit einem an einem Stock befestigten Stein aufritzte.


Mittwoch, 14. Mai 2014

FOTOS: YO FO JIE - BUDDHAS GEBURTSTAG 2014

Buddhas Geburtstag wird - nach chinesischem Mondkalender - 
am 8. April gefeiert, nach europäischem Kalender fiel er dieses Jahr auf den 6. Mai. 


Shifu Yan Liang, begleitet von Schülerinnen und Schülern, 
bringt die Buddha-Statue. 

 Die Buddha-Statue wird ins Rosenwasser-Becken gestellt.

 Der Altar ist festlich geschmückt.

  Die Texte werden in chinesischer Sprache gesungen.

 Die Buddha-Statue wird mit Rosenwasser übergossen und gereinigt,
eine symbolische Reinigung des eigenen Herzens und Geistes.

Dass nicht alle des Chinesischen mächtig sind, 
tut der Singfreude keinen Abbruch.

 Shifu Yan Liang spricht abschließende Worte und kündigt 
die Kung-Fu-Vorführung an. 

 Vorbereitung für die Kung-Fu-Vorführung.

 Kleine und große Kinder führen - neben zahlreichen anderen Beiträgen - 
die Form "Xiao Hong Quan" (Kleine-Flut-Faust") vor.

 Gruppenfoto mit Großmeister Shi Yan Liang (Mitte-links), 
Meister Shi Yan Ji (ganz links) und Meister Shi Yan Xu (ganz rechts)

Donnerstag, 10. Oktober 2013

BUDDHISMUS UND TOLERANZ



"Ist der Buddhismus wirklich so tolerant, wie es immer heisst?"



Bevor ich mich bemühe, eine Antwort auf diese häufig gestellte Frage zu formulieren, möchte ich vorausschicken:
Eine jede Weltanschauung, ist nur so tolerant, wie die Menschen die sie repräsentieren. Auch gibt es genau genommen DEN Buddhismus nicht, sondern eine Vielzahl verschiedener Strömungen, die sich mitunter erheblich voneinander unterscheiden. Es scheint aber doch eine gewisse Offenheit zu geben, die Buddhistinnen und Buddhisten unterschiedlicher Strömungen eint, die wohl zum buddhistischen Ursubstrat gehört. Daher erlaube ich mir im Folgenden doch von DEM Buddhismus zu sprechen. Woher kommt diese viel zitierte Offenheit?

Zur Veranschaulichung erlaube ich mir aus Buddhas "Rede an die Kalamer", wie sie im Pali Kanon überliefert wurde, zu zitieren:

"(...) Zur Seite sitzend, sprachen nun die Kālāmer aus Kesaputta zum Erhabenen also:
»Es kommen da, o Herr, einige Asketen und Brahmanen nach Kesaputta; die lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, den Glauben anderer aber beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Wieder andere Asketen und Brahmanen kommen nach Kesaputta, und auch diese lassen bloß ihren eigenen Glauben leuchten und glänzen, und den Glauben anderer beschimpfen, schmähen, verachten und verwerfen sie. Da sind wir denn, o Herr, im Unklaren, sind im Zweifel, wer wohl von diesen Asketen und Brahmanen Wahres, und wer Falsches lehrt.« -
»Recht habt ihr, Kālāmer, daß ihr da im Unklaren seid und Zweifel hegt. In einer Sache, bei der man wirklich im Unklaren sein kann, ist euch Zweifel aufgestiegen.
Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind unheilsam, sind verwerflich, werden von Verständigen getadelt, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Unheil und Leiden', dann o Kālāmer, möget ihr sie aufgeben. (...)"

Die Aufforderung, die eigene Urteilskraft einzusetzen und diese sogar über die Autorität heiliger Schriften oder eines Meisters zu stellen (!) beschränkt sich im weiteren Verlauf der Rede nicht auf die Frage des Ablehnens fremder Lehren, sie beziehts ich ebenso darauf, Heilsames von anderen anzunehmen:

"Geht, Kālāmer, nicht nach Hörensagen, nicht nach Überlieferungen, nicht nach Tagesmeinungen, nicht nach der Autorität heiliger Schriften, nicht nach bloßen Vernunftgründen und logischen Schlüssen, nicht nach erdachten Theorien und bevorzugten Meinungen, nicht nach dem Eindruck persönlicher Vorzüge, nicht nach der Autorität eines Meisters! Wenn ihr aber, Kālāmer, selber erkennt: 'Diese Dinge sind heilsam, sind untadelig, werden von den Verständigen gepriesen, und, wenn ausgeführt und unternommen, führen sie zu Segen und Wohl', dann, o Kālāmer, möget ihr sie euch zu eigen machen."

Getragen von diesem Geist, der persönliche Einsicht und Vernunft betont und grundsätzlich Neuem gegenüber aufgeschlossen ist, konnte der Buddhismus in vielen Ländern von vorbuddhistischer Weisheit profitieren. So floss etwa in den chinesischen Chan auch daoistisches und konfuzianisches Gedankengut ein. Der Buddhismus verteufelt nicht pauschal das Andere, er prüft es stattdessen und findet er es heilsam, so integriert er es. Bis zum heutigen Tag.

Der Buddhismus ist nicht ausschließend. Er will sich nicht aufdrängen, sondern verschenkt sich eher. Jemand kann auch als Atheist, Christ, Moslem,... (was auch immer) in einen buddhistischen Tempel kommen, an Meditationen teilnehmen und von buddhistischer Lebensweisheit profitieren, ohne das Gefühl zu entwickeln in Richtung Konversion gedrängt zu werden. In diesem Sinne kann ich nur bestätigen, dass dem Buddhismus tatsächlich ein großes Toleranzpotential innewohnt.
die rede an die kalamer ist hier vollständig nachlesbar http://www.palikanon.com/angutt/a03_062-066.html